Wer macht die Fehler?

Politiker jedenfalls nicht. Die werden höchstens missverstanden.

Und erzählen bei der „Richtigstellung“ den selben Blödsinn grad nochmal.

Geht ja auch garnicht anders, denn um was anderes sagen zu können als vorher müsste man ja begriffen haben, dass das vorher tatsächlich Blödsinn war. Und eben nicht nur „missverstanden“ oder sogar nur „falsch zitiert“.

Es ist deren Missverständnis: dass der „Eindruck“ der durch „sinnentstellende Kürzung“ entstanden sei, ein falscher sei und nun „korrigiert“ sei.

Sorry, aber ich sehe in der Aussage und damit auch im „Eindruck“, keinen Unterschied, ob jemand sagt „seiner Meinung nach“ sei es nur eine Frage der Zeit – oder ob das „die Meinung von Experten“ sei.

„Experten“ sind scheinbar eh für Politiker das, was für Kinder „der fremde Mann“ ist, der den Kratzer ins Auto gemacht hat oder einem sagte, man solle das oder jenes tun . Und „alle Experten“ sind sowieso das für Politiker was für die BILD „ganz Deutschland“ heißt.

Wenn man anonyme „Experten“ nötig hat, die man in Ermangelung schlüssiger Argumente als Stütze seiner Thesen heranzieht, mag das rethorisch eine (nicht besonders gute) Möglichkeit sein, seinen Behauptungen Autorität zu verleihen und gleichzeitig die Verantwortung dafür von sich zu schieben, aber hey – wozu führe ich solche „Argumentationen“ denn auf? Um dann zu sagen, dass ich hinter der damit verbundenen These garnicht stehe?

Ist doch Quatsch! Sowas mache ich doch, um meiner Behauptung Autorität, Pseudo-Sachlichkeit und Allgemeingültigkeit zu verleihen. Und damit ändert sich genau garnichts an dem Eindruck, den ich von Anfang an von dieser ständigen hysterischen Panikmache hatte und habe.

Ist also alles so wie immer.

Demo in Berlin

Jens sammelt einige Blogstimmen.

Die Bemerkung mit den Parteien, dass deren Hauptaugenmerk und Motivation bei sowas in der Platzierung ihres Firmenlogos liegt und ihnen ihr Branding damit wichtiger ist als irgendwelche Themen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, das ist bei anderen Gelegenheiten genauso.

Nachtrag: Ebenso die Berichterstattung, sei es, was Zahlen betrifft oder auch über angebliche Gewaltausbrüche – in Bocholt hatte ein Provinzkäsblatt allen Ernstes mit der Überschrift „Nach der Demo die Randale“ oder so ähnlich getitelt – und bezeichnete so den „Zwischenfall“ (den einzigen übrigens, und der Polizeibericht arbeitet da selbst mit vielen Anführungszeichen, wenn es um das „Opfer“ und den „Schaden“ geht) eines – haltet euch fest, nix für schwache Nerven – eines Eierwurfes!!! Ein unschuldiges Ei, roh, wurde da (zwei Stunden nach Ende der Demo) irgendwo geworfen und schlug gnadenlos auf dem Asphalt auf! Unglaubliche Zahlen, unglaubliche Gewalt, welch schockierender Exzess! Achso, und natürlich ist ein Demonstrant im Zweifel erstmal „Linker“, aber auch das ist ja heute eh völlig normal.

Dass manche Herren in Grün (es waren dort Leute aus verschiedenen Standorten, und man konnte das deutlich an deren verschiedenen Verhaltensmustern sehen) durchaus proaktiv eskalieren können habe ich dort auch erlebt, das kann ich mir in Berlin mit ein paar Tausend Leuten mehr sehr gut vorstellen, wie das abgeht.

Zum Glück ist in Bocholt niemand drauf reingefallen, so dass dort tatsächlich niemandem was passiert ist. Auch keinen Polizisten, die sich selber mit ihrem eigenen Pfefferspray verletzen und somit der Statistik der „verletzten Polizisten“ gute Dienste leisten.

Der Heise-Verlag berichtet über die Demo derweil mit einigem Zorn.

Kleine Sprachschule. Heute: „informationelle Selbstbestimmung“

„Eine Volkszählung ist doch heutzutage kein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung mehr, jeder gibt doch heutzutage freiwillig schon viel mehr persönliche Daten Preis als noch vor 15 Jahren“

Ja von wegen. Das Zauberwort der Selbstbestimmheit heißt: freiwillig.

Es geht nicht darum, dass „sowieso überall“ Daten über mich gesammelt werden oder nicht – es geht darum, ob Daten mit meinem Einverständnis gesammelt werden, und ob dies dort, wo ich das nicht will, auch wirklich unterbleibt.

Selbstbestimmung“ heißt eben nicht, dass das andere bestimmen, sondern ich selbst.

Das Argument, dass ich doch da und da auch Daten preisgäbe und deshalb doch nichts dagegen haben könne, wenn Daten auch dort und dort gespeichert würden ist also eine reine (rethorisch nicht mal allzu geschickte) Augenwischerei, die vom – höchst eindeutigen und unmissverständlichen – Inhalt des Begriffs ablenkt.

So ähnlich wie das blöde „Wer nichts zu verbergen hat…“ -Argument, mit dem das Rechtsstaatsprinzip gegen ein Überwachungs- und Schuldvermutungsprinzip ausgetauscht wird.

Die Welt ist nämlich in Wirklichkeit simpel. Sprache kann dies vielleicht versuchen zu verschleiern. Oder aber einfach mal ebenso simpel ausdrücken.

War das alles?

Ja wie jetzt?

Der bayerische Innenminister Günther Beckstein warnte vor möglichen Terroranschlägen, bei denen mit Sprengstoff beladene Schiffe eingesetzt werden könnten.

Och nööö, das ist aber schwach, wir warn doch schon bei Atombomben und dem sicheren Weltuntergang – na los, strengt euch an, da geht doch noch was! Bomben in Bohrlöchern in der Eifel könnte für Vulkanausbrüche in D sorgen, Terroristen könnten den Mond sprengen und auf die Erde stürzen lassen, die Sonne könnte man auch sprengen, oder um das Undenkbare zu denken, gar die Autoreifen von Angie zerstechen… mit ein bisschen Phantasie und gutem Willen… na los, nicht schwächeln, jetzt! Chakkaaa!

Na also, geht doch!

Ich lass‘ das jetzt doch mal so

Nach dem Servercrash dachte ich mir ja, ich könnte die „Gelegenheit“ nutzen und mein Blog mal auf eine etwas aktuellere Technik umstellen.

Komm‘ ich aber irgendwie nicht dazu, und drum lass‘ ichs dann doch wie’s war, nachdem ich hier doch immer mehr Postings reinhacke obwohls doch ein „Provisorium“ ist. Außerdem gefällt’s ja scheinbar dem ein oder anderen sogar so.

Verdammt, beim Umkategorisieren hab‘ ich wohl mit dem Posting, in dem ich die GG-Aktions-Kommentare kopiert hatte, grad schon wieder alle möglichen Leute angepingt – wieso macht das blöde WP denn das, wenn es es doch schonmal gemacht hat??? Sorry jedenfalls, war keine Absicht *sichdasschildtechnikdilettantumhäng*

Grundgesetze scheinen rar in Berlin

Aber (nicht nur) ich bin ja gerne behilflich, eventuelle Bildungslücken zu schließen. Da ich noch ein paar Grundgesetze übrig habe (ich hatte seinerzeit, da die erste Bestellung ewig auf sich warten ließ, nochmal nachbestellt) bekommt nun auch der Herr Jung eines.

Bundesministerium der Verteidigung
z.Hd. Hr. F.-J. Jung
Stauffenbergstraße 18
10785 Berlin

mit einer Widmung drin, mittels der ich meinen Wunsch äußere, dass dieses Grundgesetz bitte so bleibe wie es ist – vor allem was Gewaltenteilung, Rechtsstaatsprinzipien und Menschenrechte betrifft.

Mir scheint, ich werde in den nächsten Wochen und Monaten noch einige von den Dingern verschicken müssen. Ich glaub ich bestell‘ mir nochmal welche nach, sicher ist sicher…

Lesen bildet

Herr Knüwer erzählt uns, was sein Standeskollege Hofmann über von unserem Innenminister empfohlene „Fachlektüre“ rausfand. Da wundert einen dann nix mehr. Ich gehe davon aus, dass mindestens das halbe Kabinett und drei viertel aller C-Partei-Abgeordneten ihre Weltsicht aus ebendieser oder ähnlich gearteter Lektüre beziehen und verinnerlicht haben.

[…] Der [Schäuble] hatte im Gespräch mit der „Zeit“ zuvor gesagt:
„Lesen Sie einmal das Buch Selbstbehauptung des Rechtsstaats von Otto Depenheuer, und verschaffen Sie sich einen aktuellen Stand zur Diskussion.“

Hofmann tat, wie ihm geraten. Und schrieb dann:
„In eine geradezu paranoid anmutende, extrem hermetische Gedankenwelt sieht man sich versetzt von dem Autor, einem Juraprofessor aus Köln, Direktor des Seminars für Staatsphilosophie und Rechtspolitik.

Highnoon ist nichts dagegen. Jener Zusammenprall der Kulturen, der Samuel Huntington zufolge droht, er findet aus Sicht des Autors längst statt. Mitten im »Zeitalter des Terrorismus« befänden wir uns, seien mit der »Realität eines weltweiten Bürgerkriegs konfrontiert«…

Wenn der Rechtsstaat selbst auf dem Spiel steht, gibt es keine »Grenzen«, lautet die Kurzfassung der Antwort Depenheuers auf die Frage, die Schäuble nicht stellt…

So vollkommen dichotomisch ist dieses Weltbild, dass nur noch Freund oder Feind übrig bleiben: Hier der Westen, dort der islamische Terror…

»Verfassungspatriotisch gestimmte Bürger allein«, die den Staat im Konfliktfall »im Stich lassen«, hülfen nicht weiter, argumentiert Depenheuer. Man muss den Staat auf Krieg umrüsten. Die Feinde kommen nicht mehr von außen, sie kommen von innen. Der harmlose Nachbar von nebenan kann es sein. Alles potenzielle Schläfer, alles Verdächtige…

Einfach geht es in dieser Denkhöhle zu, und meist gibt es alles nur im Singular. Den Feind. Die Ausnahme. Das Opfer. Den Westen. Den Terror.

Die Herausforderung. Fast nichts hat einen Namen, nichts ein Gesicht. […]

Gruselig, das.

Aber wundern muss einen da natürlich dann nix mehr.

Naja. In 100 Jahren sind wir alle tot.

AAAAAH *kopfaufdentischhaukopfaufdentischhaukopfaufdentischhau*

Ich hätte gern, dass die komplette politische Kaste ausgetauscht wird! Gegen Leute, die noch selber denken. Und keine gehirngewaschenen Schwarz- Weiß- Welt- Fundamentalisten! Jetzt! Sofort!

Ich glaube, anders kommen wir hier nicht mehr auf einen grünen Zweig, die Verdummung ist einfach zu umfassend in Breite wie in Tiefe, man könnte meinen, dort ist Lobotomie Einstellungskriterium. Bevor noch irgendeiner total abdriftet in den völligen Wahnsinn und wirklich noch was kaputt macht was man nicht wieder reparieren kann.

Nachtrag: Herr Baum scheint da eine weitere Quelle der Inspiration ausgemacht zu haben:

[…] Die beiden CDU-Minister Wolfgang Schäuble und Franz Josef Jung hätten sich „jetzt offenbar für eine konzertierte Aktion zur Einführung des Feindstrafrechts entschieden“, kommentiert er die jüngsten Äußerungen zum Abschuss gekaperter Passagiermaschinen. Beide, so Baum weiter, handelten damit „im Sinne des Nazitheoretikers Carl Schmitt, der die These vertreten hat: „Um Recht zu schaffen, muss man nicht Recht haben“. Der Ausnahmezustand solle zur Regel werden, so der FDP-Politiker Baum in seiner Erklärung […]

Weiter bei SPON

(Hmm, Carl Schmitt war also auch im Staatsrechtlichen und Philosophischen Bereich unterwegs. Ist da irgendwo ein Nest?)

Fremdlesen

bitte hier.

„[…] Auf der Post hängen Fotos von Leuten, die auch Pistolen haben. Das sind Leute, die von der Polizei erwischt worden sind. Mein Vater ist einmal auch fast erwischt worden, aber er war schneller und ist aus dem Fenster gesprungen. Es gibt auch Pistolen aus Schokolade, aber meine Mutter kauft uns sowas nicht. Der Freund von meinem Vater musste viel üben, sonst trifft man daneben, so wie mit einer Bombe. Wenn so eine Bombe explodiert, dann sind ganz viele Leute tot, aber nur die Bösen sind dann tot, wenn man es richtig macht.“

Üblicherweise erhielten wir unsere Aufsätze schon am nächsten Tag korrigiert zurück, auf diesen warteten wir jedoch wochenlang vergebens. Was meine Familie stattdessen bekam, war Besuch aus Wiesbaden. […]

(via)