Held sein.

Judith von den Helden gibt die einzig richtige Antwort auf Jung von Matts Anfrage, ob sie bzw. „Wir sind Helden“ nicht Werbung für die BILD machen wollen:

„Ich glaub es hackt!“

Und begründet dies deutlich:

[…]Die BILD -„‹Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash-„‹Kulturgut und kein harmloses „Guilty Pleasure“ für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle-„‹Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -„‹Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.

Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument „” nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.[…]

Und ich unterschreibe das Wort für Wort. Und bedaure all die Zyniker, die hinter dieser Replik ihrerseits nur einen PR-Trick zur Selbstvermarktung vermuten können. In deren Welt voller Misstrauen und Missgunst leben zu müssen, in der nichts und niemand mehr ohne Hintergedanken möglich scheint wäre mir ein Grauen. Arme Schweine.

(Die Helden-Seite ist im Moment völlig überlastet. Sobald wieder ein Deeplink möglich ist werde ich den nachsetzen)

Nachtrag:

Die BILD schaltet also in der taz eine ganzseitige Anzeige, in der sie Judiths Brief abdruckt und für ihre eigene Werbung missbraucht. Nicht überraschend, dass die BILD versucht, das Spiel weiterzuspielen, und erfrischend, dass „Wir sind Helden“ sich entschieden, über dieses Stöckchen nicht zu springen und sich auf kein Ping-Pong-Spielchen einzulassen.

Enttäuschend allerdings die taz selber, die diese Anzeige allen Ernstes abdruckt. Folgerichtig ist „Interessant übrigens, dass sich die taz dafür zur Verfügung stellt“ in meinen Augen der wichtigste Satz in diesem Interview.

Die taz hatte die seltene Wahl, sich als „Helden“ oder „Mediennutten“ zu erwiesen. Und hat sich für letzteres entschieden. Die taz hat damit ihre Seite gewählt: das System. Speziell: das System „BILD“. Damit weiß ich nun, was vom regelmäßigen BILD-Bashing der taz zu halten ist: ein gegenseitiges kalkuliertes „Win Win“. Und was von dem Image des „alternativen“ Mediums: Nichts. Gut zu wissen.

 


3 Gedanken zu „Held sein.

  1. „Und bedaure all die Zyniker, die hinter dieser Replik ihrerseits nur einen PR-Trick zur Selbstvermarktung vermuten können. In deren Welt voller Misstrauen und Missgunst leben zu müssen, in der nichts und niemand mehr ohne Hintergedanken möglich scheint wäre mir ein Grauen.“

    Das hast du sehr schön gesagt.

  2. Danke 🙂 – das war mir einfach ein Bedürfnis, nachdem schon quasi Sekunden nach bekannt werden der Sache die ersten Unkenrufe daher kamen, die super Bescheid wissen wollten, dass das ja nur Eigen-PR sei und überhaupt alles nur Berechnung.

    (Meine Fresse, wenn ich solche Trolle wie du auf’m Blog hätte, ich hätte wahrscheinlich schon längst die Kommentarfunktion komplett geschlossen. Hat serendipity denn nicht wenigstens eine „first Comment of a new user goes moderating-panel“-Dings-Funktion? Die finde ich hier bei mir nämlich sehr hilfreich, die macht auf Dauer ’ne schöne whitelist….)

  3. Ich vermute, dass viele dieser Zyniker, die in einer „Welt voller Misstrauen und Missgunst leben“ enttäuschte „Idealisten“ (im umgangsprachlichen Sinne) sind – Menschen, deren Vertrauen schwer enttäuscht wurde. Ich kann sie einerseits gut verstehen, halte anderseits diese Haltung für gefährlich, nicht allein deshalb, weil sie gesellschaftliches Engagement, unerträgliche Zustände zu ändern, behindert, sondern auch, weil sie leicht in eine verantwortungsscheue und egoistische „nach mir die Sintflut“-Haltung umschlagen kann. Das habe ich bei einigen von mir früher ob ihrer Skeptik bewunderten Mitmenschen beobachten müssen – der Schritt vom radikalen Skeptiker zum gewissenlosen Halbkriminellen, der „bescheisst, weil alle bescheissen“ ist anscheinend klein, der Schritt zum nach dem dritten Bier nörgelnden Spießer, der ansonsten versucht, sich in einer bösen und korrupten Welt ausschließlich um die „eigenen Dinge“ zu kümmern, anscheinend noch leichter.
    Ja, und einige dauermisstrauische Bescheidwisser mutierten zum Verschwörungstheoretiker. ich vermute, dass eine Weltsicht, in der nichts und niemand ohne Hintergedanken handelt, auf die Dauer emotional unbefriedigend ist, und dass daher die Beschränkung auf SIE, die nichts ohne verborgene böse Absicht tun, das Leben erträglicher macht.

    Von den ärgerlichen „V-Theoretikern abgesehen, verhalten sich zynische und allem und jedem misstrauenden Bescheidwisser also eher passiv. Die kriegen den Arsch nicht hoch und die Zähne nur zum Nörgeln auseinander. Damit sind sie für jene, die an der Aufrechterhaltung des Status Quo interessiert sind, bequemer als „naive Weltverbesserer“. Manche zynische Bescheidwisser halte ich sogar für „nützliche Idioten“, die auf ihre Weise naiver sind, als die von ihnen als „naiv“ gescholtenen.

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