Ein reiches Land

SPON: Hartz IV, ein Drama in vier Akten

Jahrelang hat die Familie auf ihr Studium gespart – jetzt ist der Vater arbeitslos und beantragt Hartz IV. Während Mitschüler Autos geschenkt bekommen, schlägt Christina Schmitt, 19, sich mit den Formularen ihrer Eltern herum und verzweifelt an der Behördenwelt. Protokoll eines Dramas. […]

Menschenwürde? Bürgerrechte? Grundrechte? Für manche sind ja offensichtlich schon rudimentärste Mitbestimmungsrechte für diese Leute unverständlich, und da geht’s „nur“ um ein Kreuzchen alle paar Jahre.

Es sind ja schon lange keine Außenseiter und Gesellschaftsränder mehr, die durch den Rost fallen. Es kann quasi jedem* passieren. Die Gefahr, Bürger letzter Klasse zu werden, bar aller Rechte inklusive seiner Menschenwürde, beschränkt sich lange schon nicht mehr auf kleine Gruppen mit Kombinationen verschiedener Risikofaktoren – zur Risikogruppe gehört jeder, der nicht über soviel Kapital verfügt, dass er von den Zinsen leben könnte oder sich in Kreisen bewegt, die ihr eigenes „soziales Auffangnetz“ haben in Form von Pöstchenruhesitzen, Millionenabfindungen u.ä.. Also mindestens 80% der hiesigen Bevölkerung.

Ob das den restlichen 10-20% eigentlich bewusst ist? Dass sie die Minderheit sind? Achja, Bundeswehr im Innern, Stasi 2.0 und ähnliches liegt ja auf dem Tisch – offensichtlich muss diese Frage also mit „Ja“ beantwortet werden….

*solang er nicht Manager oder Politiker oder sonstwie selbstdefinierte „Elite“ von Beruf ist

Nachtrag: Dass da System dahintersteckt war ja schon stets eine Vermutung. Die offensichtlich von Monitor bestätigt werden konnte (aus den Kommentaren gefischt)

P.S.: Ich vergesse für die nächsten Wahlen jedenfalls nicht, wer dieses perverse System hier installiert hat: SPD und Grüne, mit den Stimmen der CDU/CSU, denen das aber „eigentlich“ noch zu wenig gewesen war, damals. Und unter Gemotze einer FDP, der das noch viel mehr zu wenig war als schon der CDU/CSU.

4 Gedanken zu „Ein reiches Land

  1. Der Artikel ist ja heftig :-(. Beim Report Mainz habe ich auch kürzlich etwas darüber gesehen, wie manche Kommunen, in dem Fall Minden, sich brüsten, fast 50 % aller Hartz-4-Anträge abzulehnen.

    Ein Insider dazu:

    »Ich kann aus meiner Berufserfahrung nicht bestätigen, dass innerhalb eines Jahres 50 Prozent der Anträge, die bei einem Sachbearbeiter gestellt werden, abzulehnen sind oder 42 Prozent der Anträge. Ich halte eine solche Quote für absolut skandalös. Natürlich muss der ein oder andere Antrag abgelehnt werden. Aber das kommt in 5 bis 10 Prozent der Fälle vor.«

    Ich kennen einen, der ist gelernter Koch und Bürokaufmann, hat Zertifikate in Englisch und Computerkursen, ist sozial, macht jeden blöden Fortbildungsmist, den ihn die Ämter aufdrücken… und der ist offiziell in die Obdachlosigkeit abgerutscht, weil er etwas vorschnell eine unbewohnbare Wohnung gekündigt hatte, als er grade einen Job hatte. Dann hatte er keinen Job – und keine Wohung mehr. Und er bekam auch keine, nur seine paar Euro in die Hand, die er sich jeden Tag abholen musste.

    Zum Glück kam er erst mal woanders unter und hat jetzt wieder eine Bleibe. Trotzdem…

    Es ist zum Kotzen.

    Bodecea

Schreibe einen Kommentar zu Sven Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert